Wieder einmal mussten wir (Thomas K. und ich) unsere geplante Hochtour ins Berner Oberland mehrmals wetterbedingt verschieben. Laut Ankündigung der Wetterfrösche, dass sich ein stabiles Hoch entfalten soll, starteten wir am Sonntag früh Richtung Schweiz. Nach einer problemlosen Anfahrt erreichten wir um 8:30h den Wanderparkplatz „Kirche“ in Lauterbrunnen (ca. 49sFr). Anschließend ein kurzer Checkup des Gepäck und schon ging´s mit der Jungfraubahn hoch hinaus zum Bahnhof „Top of Europe“ in 3471m über NN. Hier Oben angekommen bekam man »Schnappatmung« ! Jedoch nicht nur von der Höhe in der man sich befand, sondern von den Hunderten Asiaten, die alles fotografierten was nicht bei drei in einer Gletscherspalte verschwunden war. (…jetzt weiß ich auch warum Speicherplatz so günstig ist -:) Wir entschieden uns dieses Gelände schnell zu verlassen und stiegen über den Jungfrauenfirn ab Richtung Konkordiahütte. Nach kurzer Zeit erreichen wir die Einsamkeit und wir konnten die grandiose Landschaft mit ihren atemberaubenden Gletschern genießen. Das Wetter war fantastisch !
Drei Stunden später standen wir unter der Konkordiahütte. Nun hieß es die fast 500! Stufen aufzusteigen ca. 150hm. (Hinweis: der Gletscher lang früher auf Hüttenniveau)
Maximale Höhe: 3458 m
Gesamtanstieg: 221 m
Die Nacht war bescheiden und einfach zu kurz – um 4:00h gab´s Frühstück – danach ging es über den Grüneggfirn Richtung Grünegghorn. Die Umschreitung der Gletscherbrüche und der kurze Aufstieg durch die ca. 50 Grad steile Eisrinne war problemlos. Danach erreichte man nach einer weiteren Gletscherüberschreitung auf ca. 3787m den Vorgipfel und die erste Kletterpassage. Ein Bergführer mit seinen zwei Klienten traten dort wieder den Rückweg an, da die Verhältnisse wohl nicht problemlos waren. Voller Tatendrang stiegen wir weiter auf und merkten aber kurz unterhalb des Gipfels, dass der Bergführer nicht unrecht hatte. Riesige Wechten mit sehr viel Pulverschnee versperrten uns den Weg. Beim „gesicherten“ Überschreiten brachen ganze Platten ab und rutschten die Hänge hinunter und rutschten und rutschten und rutschten. Wir entschieden uns 40m unterhalb des Gipfels in 3820m zum Rückzug – Schade – aber safety first!
Angekommen auf der Konkordiahütte merkten wir doch das dies erst der zweite Tag im Hochgebirge war. (Verdammte Treppenstufen)
Am darauffolgenden Tag gab es einen lockere Gletscherwanderung über Grüneggfirn – Grünegglücke 3280m – Fieschergletscher zur Finsteraarhornhütte 3048m. Nach einer weiteren sternenklaren kalten Nacht ging es um 4:45h hinauf zum Finsteraarhorn 4274m. Als letzte Seilschaft ging es steil den Felshang hinter der Hütte hinauf. Auf ca. 3300m erreichten wir den Gletscher. Im gleichmäßigen Tempo konnten wir ohne große Mühe an fast allen Seilschaften vorbeiziehen. Beim Überschreiten des vertikal verlaufenden Felsgrates merkten wir das der Wind stetig zunahm. Unverdrossen stiegen wir dem steilen Gletscher hinauf. Der Wind hatte mit zunehmender Höhe weiter an Kraft gewonnen und hartnäckige Böen erschwerten den Aufstieg. Der „Wind“ war zu einem Sturm gewachsen und wehte uns mittelgroße Eisbrocken um die Ohren. Die Spuren von Thomas konnte ich nur noch erahnen obwohl der nur 15m vor mir war. Am Hugisattel in 4088m angekommen warteten wir hinter einem Felskamm und hofften auf Beruhigung des Sturms. Bei Temperaturen um die -10Grad und Orkanböen blieb uns der Gipfelaufschung verwehrt. Es gab keine Möglichkeit sicher zum Gipfel zu gelangen. Ein eintreffende Bergführergruppe meinte zu uns „hier kommt heute keiner rauf!“. Die anderen Seilschaften hatten schon weit unterhalb des Hugisattels abgebrochen. Nach langem hin und her traten wir schweren Herzens den Rückweg an – echt Ärgerlich !
Ein Frustbier auf der Hütte half nicht den aufgestauten Ärger hinunterzuspülen – aber mehr gab´s nicht – denn um 4:00 war die Nacht zuende und heute stand die komprimierte Doppeltour (ca. 17km und ~1500hm) zur Mönchjochhütte an. Runter auf den Fieschergletscher zur Grünegglücke und dann hinab zum Konkordiaplatz. Von dort aus den kompletten Jungfrauenfirn hinauf und noch einmal unter dem Mönch queren zur Hütte in 3656m. Vom Wind des letzten Tages war nichts mehr zu spüren – Grummel !
Die Hütte war komplett ausgebucht – eine unerträgliche Hitze beim Nachtessen – leider konnten und wollten manche nicht die Fenster öffnen. Um 3:00h war die Nacht vorbei – ein Glück. Wir ließen uns beim Frühstück schön viel Zeit und packten erst später unser Rucksäcke. Danach so gegen 4:45h erreichten wir bei leichten Dämmerlicht den Fuss des Mönch´s. In leichter Kletterei ging´s immer wieder über kleine Schneefelder hinauf auf den Sattel. Von dort aus über den schmalen ausgesetzten Grat zum Gipfel des Mönch in 4107m. Die Wetterbedingungen optimal, leichter Frost und kaum Wind ab und an eine kleine Böe. Da wir alleine am Gipfel waren konnte man sich richtig Zeit lassen und die Landschaft in all seiner Schönheit genießen.
Im Abstieg begegneten uns doch noch einige kleine Seilschaften, die es jedoch nicht mehr so schön hatten. Ein Wetterumschung näherte sich und ratz-fatz sammelten sich die ersten Wolken um den Gipfel. Unten angekommen ging´s zurück zur Jungfraubahn – Augen zu und ab in den Wagen. Das totale Chaos dort Oben – wie am Frankfurter Hauptbahnhof. Um die Tour entspannt ausklingen zu lassen entschieden wir uns noch eine Nacht in Lauterbrunnen zu bleiben. Ein kleiner „günstiger“ Gasthof gewehrte uns eine Herberge. Bei lockeren 30 Grad und im Schatten alter Bäume genossen wir ein gutes Essen und ein süffiges Bier. Relaxt konnten wir am nächsten Morgen den Heimweg antreten. Mein Dank an Thomas für diese sehr schöne Tour – einziger Wermutstropfen, der Gipfel des Finsteraarhorns! Jedoch wird dieser auch in den nächsten Jahren dort stehen und hoffentlich besser »gelaunt« auf uns warten.
GPS Tracks:
GPS Track »Jungfrauenfirn Konordiahütte« (siehe oben)
GPS Track »Tour Konkordiahuette-Gruenegghorn-Konkordiahuette«
GPS Track »Tour Konkordiahuette-Finsteraarhornhuette«
GPS Track »Tour Finsteraarhorn«
GPS Track »Tour Moenchjochhuette-Moench-Jungfraujoch«
GPS Track »Tour Gletscherwanderung Finsteraarhornhütte – Mönchjochhütte«