2022.07 »Mit dem Dachzelt durch Schottland«

Schottland 2022 oder nach der Pandemie ist vieles anders

Endlich ist es so weit, Schottland, mit dem Landrover und dem Dachzelt. Es gelten diesmal andere Spielregeln als bei unseren B&B Rundreisen mit dem Mietwagen und die Anreise verlagert sich aus der Luft aufs Wasser.

08.06.2022

Ereignislos, geschwindigkeitsbegrenzt und sehr langweilig kommen wir im Fährhafen IJmuiden an. Da wir etwas zu früh sind, machen wir einen kurzen Abstecher zum regnerischen Strand. Danach heißt es warten und einchecken. Alles sehr entspannt und unproblematisch. Unsere Commodore Deluxe Kabine ist wirklich sehr schön! Uns gefällt vor allem die dazugehörige Lounge, wo Snacks und Getränke gereicht werden. Die DFDS King Seaways (unter Dänischer Flagge) ist ein recht schönes Fährschiff, aber ich muss doch sagen, die Color Line Fantasy war um einiges schöner. Das fällt vor allem im Speisesaal ins Auge. Essen ist ok, allerdings merken wir schnell, so viele Menschen auf einmal, ist nun schwierig geworden. Maske und Handdesinfektion bleiben ständige Begleiter an Bord. Später drehen wir noch eine Runde über die Decks und genießen einen wunderschönen, verheißungsvollen Sonnenuntergang.

09.06.2022

Schade, nach einer ruhigen Nacht, schlägt bei mir unter der Dusche die Seekrankheit zu. Am Abend war alles noch ohne Probleme. Breakfast for one, während ich versuche zu überleben. Es endet mit dem großen Keramiktelefon und dann im Bett liegen, bis wir von Bord müssen. Mein Magen beruhigt sich erst 1h später, nachdem wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen haben. Medi’s kamen zu spät und waren wirkungslos. Nicht mehr so verheißungsvoll…
Auch die Wettervorhersagen ist nicht wirklich dolle, aber gut, wie sind in Schottland. Hm, Inselfähren hätten wir anscheinend auch vorbuchen müssen und es sieht so aus, dass man ein Quartier haben muss, vor der Überfahrt. Hier ist wohl beim Wildcampen, grade auf den Inseln, während des Lockdowns einiges schiefgelaufen. Was immer wir geplant hatten, geht über Bord und wir buchen einen Camping Platz auf der Isle of Arran und die Fähre dazu. Dann stechen wir zügig von Newcastle nach Adrossan, quasi am Hadrians Wall vorbei, und setzen dann über. In Brodick greifen wir noch kurz Käse bei Arran Cheese ab, bevor dieser schließt.
Seal shore Camping ist ein toller Platz, direkt am Strand, windig, urig, sehr schön! Direkter Blick auf Pladda Lighthouse.

10.06.2022

Wir erkunden die Insel und machen schließlich eine Künstenwanderung zur King’s Cave. Wir laufen vom Golf und Tennisclub von Blackwaterfoot zunächst am Strand entlang. Passieren Drumadoon Point, suchen im Dickicht nach Dinosaurier Handabdrücke und erreichen schließlich die Höhlen. Sehr beeindruckend. Die Legende sagt, das Robert the Bruce hier vor den Engländern Unterschlupf gefunden hat. Ja, Unterschlupf hätten wir hier auch besser gesucht, aber wir entschließen uns stattdessen, zügig den Rückweg anzutreten, als das Wetter sich verschlechtert. Nun gut, das klappt natürlich nicht, so kommen wir erstmal gebadet von gutem Schottischen Landregen wieder am Auto an. Gut, dass unsere Regenkleidung trocken und sicher im Auto gelegen hat.

Wir fahren unsere Runde weiter und ein Schild, das man leicht hätte übersehen können, weist uns den Weg zum Old Byre Visitor Center und dem Thyme Cafe. Sehr nett, leckeres Essen!
Ein junges Paar, offensichtlich Backpacker, suchen auch erstmal die Wärme des Café’s. Sie berichten, dass sie auf dem Arran Rundweg sind, also einmal ganz um die Insel. Da leider sehr viele Pub’s und Restaurants die Pandemie nicht überlebt haben, heißt es nun, viel mehr Essen und Wasser zu tragen auf der Wanderung. Respekt, ihr Rucksack wiegt ca. 18kg, mit 25kg ist sie gestartet. Ich frage nicht wie schwer seiner ist.
Im Store läuft mir auch noch ein tolles, wolliges Plaid nach. Ist schließlich nicht so warm in Schottland, da kann man das beim Camping immer gebrauchen. Ja, Schatz, wir haben schon ‚Wolldecken‘ aber nicht so eine und nicht in den Farben und aus so toller Schafwolle. Männer!

Die Nacht ist stürmisch und recht ungemütlich! Gut, dass wir jetzt so eine tolle Decke haben!!

11.06.2022

Wir verlassen Arran mit einer Mini Fähre von Lochranza nach Claonaig. Die hat erstmal reichlich Verspätung, weil es immer noch stürmisch ist. Aber schließlich kommt sich doch und die Reise geht weiter.
Wir bummeln gen Norden und halten hier und da an z.B. Skipness Castle.
Stellplatz heute Nacht ist der Bunree Caravan and Motorhome Club Campsite. Gut ausgestattet allerdings halt ein Stellplatz für die weiße Flotte, wir sind hier ein bisschen die Exoten.
Unser Versuch ohne Tischreservierung was zu Essen zu bekommen scheitert kläglich, nicht mal ein Platz an der Bar. Hier läuft nichts ohne Reservierung. Der Campingkocher kommt wieder zum Einsatz, was ok ist, aber so abgewiesen zu werden ist leider nicht ok. Nicht mal ein Pint? No, no reservation, no stay! Zum ersten Mal in all unseren Reisen in Schottland fühlen wir uns nicht wirklich willkommen.

12.06.2022

Wir tingeln weiter auf kleinen Straßen. Unterwegs machen wir noch eine kleine Wanderung als die Sonne rauskommt in einem urigen Wald am Loch Sunart.
Dann besuchen wir Castle Tioram. Hach, was ist das schön hier! Da verfliegt die Zeit wie im Fluge. Da die Vorhersagen Richtung Osten besser sind als im Nordwesten, fahren wir in die Cairngorms nach Aviemore. Sehr schöner Campingplatz – Rothiemurchus Camp & Caravan Park. Unter den Bäumen fühlen wir uns sehr wohl. Mit dem Rad ist es nur ein Katzensprung in nach Aviemore. Ok, irgendwas ist passiert in der Zeit, seit wir das letzte Mal in Schottland waren. Es ist auch hier nicht möglich ohne Reservierung was zu essen zu bekommen oder die Küche ist sonntags nach 17:30 zu, der Oberhammer, leere Tische aber sie bewirten nur eine bestimmte Anzahl Tische und überhaupt haben sie nicht genug Bedienungen (ich zähle mal mindestens 8) keine Chance, wir werden abgewiesen! Ich muss erstmal tief Luft holen!! Schlussendlich finden wir das McDuis, da kann man nicht reservieren, first come, first serve, wenn es voll ist, muss man halt warten. Aber man findet noch einen Platz für uns. Nettes Personal, gutes Essen, sehr gutes Bier (gut, dass der Weg zurück zum Campingplatz recht einfach ist).

13.06.2022

Radtour durch die Wälder der Cairngorms, am Loch Morlich vorbei und dann rund um den Loch an Eilein. Großartig! Was für coole Bäume hier wachsen, uralter Baumbestand. Schöner Radweg! Am Loch an Eilein stolpern wir noch über ein kleines Cottage, dass das Visitor Center darstellt. Hier gibt es Kaffee und Eis!! Das Leben ist schön!!
Wir versuchen erst gar nichts anderes, auch nicht irgendwo zu reservieren, wir fahren direkt ins McDuis, wo wir mit der Frage, wie war Eure Radtour begrüßt werden.

Gesamtstrecke: 34.25 km
Maximale Höhe: 379 m
Gesamtanstieg: 600 m
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14.06.2022

On the road again!

Unnötig zu erwähnen, dass alles ausgebucht in der Aberfeldy Destillery, Führungen, Plätze im Café, nichts ohne Reservierung…ok, in einer Destillery hatten wir das auch früher schon. Ich probiere mal einen Whisky, der gut klingt an der Bar, bei einem sehr mürrischen Barmann. Netter Tropfen, wir versorgen uns sodann mit dem Aberfeldy 18, red wine cask finish!

In einem winzigen Nest in der Nähe von Aberfeldy, Fortingall, besuchen wir eine Eibe. Also eine Eibe die ca. 3000 bis 9000 Jahre alt ist. Unglaublich! Sachte berühre ich einige Blätter! Das ist das älteste Lebewesen, mit dem ich je Kontakt hatte!
Anschließend besuchen wir die Falls of Dochart, die mehr super schöne Stromschnellen sind, als Wasserfällen aber sehr sehenswert. Beim dortigen Smokehouse nehme wir uns noch was feines mit.
Schließlich kommen wir im Glencoe an und am Red Squirrel Camping Platz, der sich eher wie wildcampen anfühlt. Sanitär ist in Containern untergebracht, recht rustikal aber der Damencontainer ist sauber d.h. ok für mich. Jens (!!) hatte Platzprobleme in den Herren Duschen. Dafür gibt es hier zusätzlich zur Aussicht über den Fluss in die Berge, Lagerfeuerromantik. Wir stellen fest, dass ein Whisky abends am Feuer ganz anders schmeckt!

15.06.2022

Wir wandern auf den Pap of Glencoe, großartige Aussicht. Der Versuch den nächsten Gipfel zu erreichen, scheitert an meiner fehlenden Kondition. Das Ganze endet in Frust, Gemaule und einen großen Krach!!
Das einzige Restaurant, das man fußläufig vom Campingplatz aus erreichen kann, ist das Clachaig Inn. Das liegt quasi in der Nähe von Hagrid’s Hütte.
Dankenswerterweise geht es hier auch noch ohne Reservierung, wir können einen der Tische nehmen, die für einem späteren Zeitpunkt reserviert sind, wenn wir den 15min vor der Zeit wieder frei geben. Das ist überhaupt kein Problem für uns. Das Essen ist super! Wir beenden den Tag an der Theke und probieren noch ein paar Whisky.

Gesamtstrecke: 15.4 km
Maximale Höhe: 958 m
Gesamtanstieg: 1529 m
Download file: 20220615_pap_of_glencoe.gpx

16.06.2022

Das Wetter ist leider nicht auf unserer Seite. Wir buchen ein Appartement in Inverness für zwei Tage, um das auszusitzen. Mal ein Bett ist auch eine gute Sache.
In der Nähe findet sich ein netter Biergarten. Eher nicht so üblich in Schottland, aber wenn das Wetter gut ist, natürlich eine super Sache. Kontaktloses bestellen per App! Irgendwie schräg, aber funktioniert!

17.06.2022

Radtour von Inverness zum Loch Ness! Als wir endlich raus aus der Stadt sind, ist es eine sehr schöne Tour. Der Loch Ness ist windgepeitscht mit richtig Seegang. Wir sitzen eine ganz Weile an seinem Ufer, etwas weg von dem Trubel am Loch End Beach. An einem Tag wie heute ist das Wasser besonders dunkel, schaumgekrönt und hat eine mystische Aura. Ich kann sehr gut verstehen, warum hier immer wieder von Sichtungen von ‚Wesen‘ berichtet wurde. Keiner konnte sich vorstellen was in dem 230m tiefen Gewässer lebt. Der erste Bericht über ein Monster ist auf das Jahr 565 datiert. Seitdem gibt es immer wieder Sichtungen und angebliche Beweise.
Heute prangt Nessie vor allem auf vielen Souvenirs und ist sicher noch immer eine gute Einnahmequelle in der Region für die Touristen.
Wieder in Inverness (ja, ich bin auf dem Rückweg an einem riesigen Kreisverkehr abgestiegen und hab geschoben) gibt es ein Tourabschluss Bier im Biergarten. Zum Abendessen dann zu guter Letzt in die Castle Tavern, die nun auch einen Biergarten hat. Draußen ist es zwar immer noch recht windig, aber drinnen ist weder Platz noch Luft.

Gesamtstrecke: 39.66 km
Maximale Höhe: 75 m
Gesamtanstieg: 583 m
Download file: 20220617_mtb_loch_ness.gpx

18.06.2022

Unsere Insel Pläne zerschlagen sich, keine Fähren in den nächsten Tagen und die Wettervorhersage sieht auch nicht gut aus. Davon ausgehend, dass keine der Inseln abgerissen wird, ändern wir mal wieder unsere Pläne. Die Inseln bleiben auf der Bucketlist für einen nächsten Aufenthalt.

Wir fahren wieder in Richtung der Cairngorms. Ein winzige Strasse bringt uns von Pitlochry entlang des Loch Tummels zu unserem heutigen Campingspot Glengoulandie Camping & Caravanning. Entlang des Lochs gibt es auch Spots, wo man frei stehen darf, mit einer Anleitung, was man tun und lassen soll. Traurig, dass man diese eigentlich selbstverständlichen Dinge immer wieder erklären muss. Leider kann man „LEAVE NO TRACE“ nicht oft genug wiederholen, das ist in Deutschland auch so und es regt mich jedes Mal auf! Wo ist das Problem? Nehmt Euren Müll einfach wieder mit!!
Im Shop des Campingplatzes gibt es ein kleines Café und die Betreiber, Fiona und Andy sind super nett und hilfsbereit.
Wir machen noch einen kleinen Spaziergang in die nähere Umgebung und beenden unseren Tag mit einem kleinen BBQ, begleitet vom Gekreische einiger Austernfisch (was in aller Welt machen die hier?!?!).

19.06.2022

Die Wettervorhersage behauptet es wird sonnig, also machen wir uns auf den Weg auf den Schiehallion (1083m). Eigentlich kein arg schwieriger Berg allerdings haben wir nicht wirklich Sonne, auch keinen Regen, was wir im Überfluss haben, ist Wind, viel Wind und stürmische Böen. Gipfelbilder sind kaum zu machen, weil man nicht aufrecht stehen kann ohne Gefahr zu laufen, umgeweht zu werden. Bei meiner Bemühung auf den gerölligen Pfaden zügig abzusteigen, um aus dem Wind zu kommen, haut es mich erstmal in die Brocken. Prellungen die sich gewaschen haben!!

Gesamtstrecke: 11.39 km
Maximale Höhe: 1065 m
Gesamtanstieg: 807 m
Download file: 20220619_shielhallion.gpx

20.06.2022

Da der Nordwesten noch immer ein Regengebiet ist, folgen wir Andy’s Rat und fahren durch Perthshire in Richtung Aberdeen. Da es jetzt dann sonnig (und windstill) ist, machen wir unterwegs natürlich viele Stopps. Der Schiehallion prägt das Bild, er ist sehr prominent als allen Ecken zu sehen.

„Craigh na Dun“ – Filmdrehorte gibt es zahlreiche in Schottland und das mit gutem Grund. Auch dieser Platz in der Nähe der Tullochroisk Farm bietet traumhafte Ausblicke. Daher wurde er sicherlich auch für den Steinkreis in der Serie “Outlander“ ausgewählt. Natürlich ist hier kein Steinkreis, mehr ein Keis alter Bäume auf die Aussicht ist wow!

Dunalistair House – war im Besitz des Clan Donnachaidh und wurde leider irgendwann dem Verfall preisgegeben. Man kann die einzige Schönheit dieses Herrensitzes noch erahnen. Ruhig hier, ein paar Dohlen erzählen sich was, während sie in dem zerstörten Dach und den Türmen umherflattern. Die Chancen das es hier spukt, sind sicher sehr hoch.

Queens View – unterwegs erhalten wir den Tipp das dieser Aussichtspunkt ein Must-Visit ist, dem wir gerne nachgehen. Klar mit dem Visitor Centre (geschlossen wegen defekter Wasserleitung), den Parkplätzen und einer Aussichtsplattform ist das ein Aussichtspunkt für Reisebusse und Coaches. Heute ist es noch ziemlich ruhig. Aber die Aussicht über das Tal, den Loch Tummel und heute sogar runter bis zum Glen Coe ist einfach nur wunderschön.

Dunkeld am Fluss Tay – Zeit für eine Mittagspause! Netter kleiner Ort mit einer sehr sehenswerten Brücke über den Tay. Ein Biergarten lädt zum Verweilen ein. Das denken sich auch die Möwen, die nur auf unachtsame Gäste lauern. Und in dem Moment, wo eine Gruppe geht und Essenreste stehen lässt, ist der Schwarm da – „Meins! Meins! Meins!“

Dunnottar Castle – wir sind noch früh genug für eine Besichtigung. Die auf einer felsigen Landzunge gelegene Ruine ist ein imposanter Anblick und hat wie viele Ruinen in Schottland eine sehr bewegte Geschichte.

Das Dachzelt macht nochmal Pause und wir checken im The Ships Inn in Stonehaven ein. Ok, der Ort hat wenig Charme, die vorherrschende Farbe scheint mir hier Grau zu sein. Das Zimmer im Inn und das Essen im Pub sind prima!

21.06.2022

Nach einem guten Frühstück düsen wir weiter gen Norden. Unterwegs machen wir Zwischenstopps an den Klippen und besuchen dann Huntly Castle.
Aus den Augenwinkeln entdeckt Jens unterwegs noch eine coole alte Brücke über einige Stromschnellen, die Silverbridge über die Black Water Falls – extrem pittoresque!

Unseren Platz finden wir dann Ardmair Point, quasi am Strand incl. eines rumplanschenden Seehunds.

 

22.06.2022

Heute gibt es Wellen und noch mehr Wellen! Wir machen einen ausgiebigen Spaziergang am Achnahaird Beach. Unser Platz für heute ist der Clachtoll Beach Campsite. Toller Platz, superfreundlicher Empfang, traumschöne Lage. Aber leider extrem windig!
So windig, dass wir gegen 23:30 unser Lager abbrechen und den Campingplatz verlassen. Wir übernachten landeinwärts auf einem abgelegenen Parkplatz – Ruhe!

23.06.2022

Unser Frühstück hat schon eine großartige Aussicht auf unser Ziel für heute, den Suilven!
Kurz noch in Lochinver zu den öffentlichen Toiletten, Desinfektionsmittel hat man heutzutage immer dabei und los geht’s!
Hm die Idee mit den Bikes den langen Weg bis zum Fuß des Berges zurückzulegen ist gut, scheitert aber daran das der Weg so gar nicht gut zu fahren ist. Ergo, ab in die Hecke mit den Rädern und zu Fuß weiter und das zügig, weil wir sind eher spät dran.
Die Landschaft ist traumschön und der Suilven ist immer im Blick. Am Fuß des Berges erstmal kurz verschnaufen und den Blick auf die 100+ Seen genießen. Dann geht es an den Aufstieg und d.h. in Schottland üblicherweise sehr direkt. Der Suilven ist keine Ausnahme, von den 731m des Berges steigt man gefühlt ~ 700 direkt und sehr steil bis zur Scharte. Einfach sitzen bleiben und auf Jens Rückkehr warten ist eine echte Option für mich. Aber aufgeben gilt nicht bei einem Berg, den wir schon ewig auf der Bucketlist haben und schon zwei Versuche wegen Regen abbrechen mussten.
Als ich mal wieder wie ein Maikäfer pumpend stehen bleibe, sehe ich über mir eine andere Wanderin sich in einer Kletterstelle abmühen – Oh, nein, auch das noch! Aber dann erkenne ich, dass sie sich wohl verstiegen hat, weil etwas weiter Links sind Stufen gelegt. Manchmal hat es auch Vorteile die Langsamste am Berg zu sein. Ich schleppe mich die Stufen hoch und dann kommt dieser Moment, wo ich über die Kante schauen kann. Mir fällt erst der Unterkiefer auf die Schuhe, dann kommen mir die Tränen – WAS FÜR EINE AUSSICHT!!
Einmal durchatmen, dann die letzten kurzen Kletterstellen bis zum Gipfel zur 360° Rundumaussicht.
Leider geben es meine schriftstellerischen Fähigkeiten nicht her, diese Aussicht zu beschreiben. Das muss man selbst gesehen haben! Eine solche Belohnung ist aller Mühe wert!
Der Rückweg ist lang, sehr lang, irgendwie gefühlt länger als der Hinweg, aber schlussendlich sind wir wieder beim Auto und zurück auf dem Campingplatz. Unter einem orangen Himmel mit einem späten Abendessen endet dieser großartige Tag, der sich am Ende als mein absolutes Highlight des ganzen Urlaubs entpuppen wird.

Gesamtstrecke: 22.19 km
Maximale Höhe: 697 m
Gesamtanstieg: 1126 m
Download file: 20220623_suliven.gpx

24.06.2022

Nach der Tour gestern, läuft heute alles etwas langsamer ab. Wir frühstücken spät und lang und plaudern erstmal mit unseren Platznachbarn. Um einige Empfehlungen reicher machen wir uns auf den Weg in den Süden.
Natürlich nicht ohne vorher bei der Highland Stoneware pottery zwei Tassen mit Wollgrass zu erstehen (ich liebe Wollgrass!).
Lunchtime in Ullapool im Arch Inn, schön draußen in der Sonne mit Blick auf die Bucht! Kurz erklären wir noch einige Schweizer Bikern (geile Harleys), was es mit unserem Dachzelt auf sich hat, dann geht es weiter.
Wie empfohlen endet unser Tag am Strand, ein Campingplatz in den Dünen, Sands in der Nähe von Gairloch. Hier hätten wir es auch gut länger aushalten können.

25.06.2022

Wir fahren die Küste entlang weiter nach Applecross und dann über den Pass. Kurzer Imbiss im Applecross Inside Out, jetzt auch mit Biergarten. Die Tour führt durch traumschöne Gegend. Wir stoppen noch kurz an den Victoria Falls, aber die sind recht zugewachsen und nicht so spektakulär, wie der Name erwarten lässt und ich denke, wir waren hier auch schonmal.
Wir übernachten nochmal in Onich und werden am Campingplatz begrüßt mit „Oh, good, you have survived your little adventure in that tent!“ – wie gesagt, exotisch!
Diesmal haben wir einen Tisch im Roam West reserviert und das Essen ist wirklich lecker. Der Chef gibt Tipps bei den Whisky’s – ein wirklich netter Abend.

26.06.2022

Weiter nach Ayr mit viel Regen, noch mehr Regen und ganz viel REGEN!!
In Oban stärken wir uns in der Taste of Argyll Kitchen. Danach besuchen wir das nach dem Brand im letzten Jahr wiedereröffnete Inverawe Smokehouse und bevorraten uns ein wenig. Schön ist es geworden!
Ayr ist so eher naja, auch hier fällt auf das wirklich viele Geschäft die Pandemie nicht überlebt haben. Der Stellplatz ist ok, eher zweckmäßig als alles andere aber wir erwischen ein kurzes Zeitfenster fürs Abendessen.
Es scheint mit einem Mal, als hätte die Zeit umgestellt auf wahnsinnige Geschwindigkeit. Wie kann das schon der letzte Abend sein?

27.06.2022

Tja, heute dann von Ayr nach Newcastle und ab auf die Fähre und nach Hause. An Bord alles wie auf der Hinreise, aber Gott-sei-Dank ohne Seekrankheit.

 

28.06.2022

Wir gehen von Bord und juckeln nach Hause

Das wars, Schottland 2022! Gefühlt sehr anders, nicht nur wegen der Camping Variante im Vergleich zu den B&B Tripps. Die Pandemie scheint doch mehr Schaden angerichtet zu haben, als wir erwartet hatten oder wahrhaben wollen. Bei einem selbst als auch in Schottland. Oftmals hatte ich sehr das Gefühl, die typische schottische Gastfreundschaft hat arg gelitten. Wir fahren vor allem wegen der Outdoormöglichkeiten dorthin, da ist es oft nicht möglich zu sagen, wir reservieren und sind dann 18:30 pünktlich in einem Restaurant. War bislang nie ein Problem, da haben wir mal einen Platz an der Theke bekommen oder wir mussten uns mit dem Essen was beeilen, weil der Tisch zu einer bestimmten Zeit wieder frei sein musste oder auf den nächsten Tisch warten. Bei allen unseren Aufenthalten vor Corona, sind wir noch nie einfach weggeschickt worden, schon gar nicht wenn es (noch) leere Tische gab. Absolutes Lowlight, Aviemore – genau eine Möglichkeit in der ganzen Stadt, wo man ohne Reservierung bewirtet wurde. Das Old Bridge Inn untertrifft dann alles, leere Tische, drinnen wie draußen, ich zähle mindestens 8 Bedienungen, in die Küche kann ich nicht schauen, aber da scheinen auch noch Leute zu sein und wir werden weggeschickt, weil wir nicht reserviert hatten. Noch nie habe ich mich in Schottland so unwillkommen gefühlt.
Aber natürlich gab es zahlreiche andere tolle Begegnungen und selbstverständlich werden wir wieder nach Schottland reisen! Wir haben noch eine lange Liste an Bergen und Orten und unser Backpacking Equipment muss schließlich auch noch dort in den Einsatz kommen.

In diesem Sinne, Slàinte mhath und bis zum nächsten Mal!!

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